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Wohlig warm und störungsfrei

Sehen dem Winter optimistisch entgegen: der Geschäftsführer Wärme Arnold Schmid und Hausbesitzer Harald Bröker

Das Fischerbacher »Kalt-Wärmenetz« geht in den dritten Winter – und nach den anfänglichen Problemen sind Entwickler und Hausbesitzer überzeugt, dass Technologien wie diese einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten können. Das System funktioniere inzwischen nicht nur störungsfrei, sondern auch effizient

Der Advent steht vor der Tür, draußen wird es langsam immer kälter, doch im Haus der Familie Bröker in der Fischerbacher »Sonnenmatte« ist es heimelig warm. Was für viele selbstverständlich ist, war es in der »Sonnenmatte« lange Zeit nicht. Wie berichtet, sind die Gebäude dort an das »Bidirektionale Kalt-Wärmenetz« der Bürgerenergiegenossenschaft Fischerbach angeschlossen. Durch massive Probleme in der Anfangsphase sind die Gesamt-kosten für das Pilotprojekt von ursprünglich 568 000 auf 1,067 Millionen Euro gestiegen – und auch für die Bauherren waren die ersten Jahre alles andere als einfach.

»Wir mussten öfter mal kalt duschen und auch die Wärme ließ im ersten Winter zu wün-schen übrig«, berichtete Harald Bröker, der mit seiner Familie seit zweieinhalb Jahren in der »Sonnenmatte« wohnt, am Mittwoch bei einem Pressetermin. Anfangs seien die Bewohner des Baugebiets aber noch sehr verständnisvoll gewesen – schließlich sei es ein Pilotprojekt und auch die Bürgerenergiegenossenschaft sehr um Lösungen bemüht gewesen. Als es im zweiten Winter immer noch Probleme gegeben habe, sei es mit der Geduld aber langsam vorbei gewesen.

Deutlich verbessert habe sich die Situation erst, als die Bürgerenergiegenossenschaft mit der Haslacher Firma Kammerer ein regionales Unter-nehmen ins Boot geholt hatte. »Im Sommer wurde die Lösung Gott sei Dank gefunden. Seit sechs Wochen läuft die Anlage zu unserer vollsten Zufriedenheit«, schildert Bröker. »Wir haben den Winter zwar noch nicht überstanden, aber wir sind frohen Mutes.« Abraham Kern von der Firma Innovativ Schmid in Bollenbach betonte, dass die Probleme nichts mit dem System an sich zu tun hatten. Sie seien durch Komponenten entstanden, die »nicht ordentlich und sauber geplant waren«, ergänzte der Geschäftsführer Wärme der Bürgerenergie Arnold Schmid. Inzwischen sei der Betrieb der Anlagen störungsfrei – allerdings sei es nötig gewesen, die Anlagen der ersten Generation umzurüsten und neue Wärmepumpen einzubauen, sodass der Betrieb auch effizient ist und sich für die Bürgerenergie rechnet. Dieser Prozess sei noch nicht ganz ab-geschlossen.

Mit den Anlagen der neuen Generation gebe es ohnehin keine Probleme mehr. Sie »werden angeschlossen, auf-gebaut und funktionieren«, so Schmid. Was bleibt, sind ein Imageverlust für das Kalt-Wärmenetz – und der finanzielle Schaden. »Für das Projekt ist es schade, dass in den ersten Jahren so viel schief gelaufen ist, sonst hätte es einen ganz anderen Stellenwert in der Bevölkerung«, ist Martin Kammerer von der Haslacher Firma Kammerer Luft- und Wärmetechnik überzeugt. Schmid verriet, dass nun versucht wird, die Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen. Heizen ohne verbrennen.

Vom System ist er nach wie vor zu 100 Prozent überzeugt. Heizen mit Gas und Öl sei nicht mehr zeitgemäß. »Wir wollen der Energiewende einen Schub geben«, betont er. Deshalb seien Projekte wie dieses unerlässlich. »Wir sind in einem Zeitalter angekommen, in dem zur Wärmegewinnung nicht mehr in großem Maßstab Rohstoffe verbrannt werden müs-sen.« Auch in Hinblick auf CO 2 -Einsparungen, wie sie von der EU gefordert werden, seien Alternativen zu herkömmlichen Heizungen unerlässlich – nicht umsonst stoße das Fischerbacher »Kalt-Wärmenetz« im In- und Ausland immer wieder auf großes Interesse. Erst am Wochenende habe sich eine Delegation aus Staufen vor Ort darüber informiert. Auch die Tatsache, dass inzwischen viele Komponenten wie Eisspeicher und Wärmepumpen bezuschusst werden, zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei. Deshalb ist Schmid optimistisch, dass diese Technologie bald auch in weiteren Projekten zum Einsatz kommen wird. So laufe derzeit in Gutach-Bleibach eine Erschließung, »wo davon auszugehen ist, dass ein Bidirektionales Kalt-Wärme-netz zum Einsatz kommt«, verrät Schmid. Und für das neue Fischerbacher Baugebiet »Am Wiesenrain« soll es eine Machbarkeitsstudie in Hinblick auf ein weiteres Kalt-Wärmenetz geben. Das große Ziel sei nach wie vor, eine zentrale Wärmeversorgung für Fischerbachs Kernort aufzubauen.

Copyright Mittelbadische Press vom 25.11.16 von Maria Benz

Zeitungsartikel: Wohilg warm und stoerungsfrei.pdf (390,8 KiB)

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