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Staatsministerin Schwarzelühr-Sutter zu Besuch in Fischerbach

Fischerbach – Für Rita Schwarzelühr-Sutter hat die klimaneutrale Wärmeversorgung im Fischerbacher Wohngebiet Sonnenmatte großes Potenzial: Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium hat zusammen mit dem Lahrer Bundestagsabgeordneten Dr. Johannes Fechner die Anlagen des bi-direktionalen Kalt-Wärme-Netzes in Augenschein genommen – und die beiden SPD-Politiker zeigten sich beeindruckt. Insbesondere die ungemeine Effizienz der Technologie und die Tatsache, dass im Gegensatz zu herkömmlichen, zumeist mit Hackschnitzel-Anlagen betriebenen Nahwärmenetzen keine Rohstoffe verbrannt werden müssen, überzeugte Schwarzelühr-Sutter.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität und dem Erreichen der Klimaziele seien Innovationen wichtig, so die Staatssekretärin. Dabei würden die Städte und Kommunen eine tragende Rolle spielen. Sie seien vor Ort in der Verantwortung, die Energiewende umzusetzen. Fischerbachs Bürgermeister Thomas Schneider machte deutlich, dass sich seine Gemeinde dieser Verantwortung seit vielen Jahren aktiv stelle. Über die im Jahr 2011 gegründete Energie-Genossenschaft Fischerbach und die angeschlossene Wärme GmbH Fischerbach wurde daher vor mehr als acht Jahren das bi-direktionalen Kalt-Wärme-Netz als bundesweites Pilotprojekt für das damalige Neubaugebiet „Sonnenmatte“ umgesetzt. „Im Jahr 2013 wurden die ersten Heizungen in den neu errichteten Häusern eingebaut“, so der Bürgermeister.

„Unser Ziel war es stets, eine ökologisch sinnvolle Wärmeversorgung für die Gemeinde aufzubauen und damit unseren Beitrag zur CO2-Reduktion zu leisten“, erklärte der Geschäftsführer der Wärme GmbH, Arnold Schmid, der mit seinem Unternehmen die Technologie entwickelt und das Patent darauf hat. „Es findet keine Verbrennung von Rohstoffen statt, und es fallen kein Feinstaub, und so gut wie kein Kohlendioxid oder andere Treibhausgase an“, so Schmid.

Die Technologie überzeugt auch an anderer Stelle: Im Gutacher Ortsteil Bleibach im Breisgau wird sie ebenfalls in einem Neubaugebiet bereits seit rund zwei Jahren erfolgreich eingesetzt. Wie in Fischerbach übernimmt ein bi-direktionale Kalt-Wärme-Netz mit einem Eisspeicher für alle Gebäude die Heiz- und Warmwasserversorgung. Der benötigte Strom, auch für die Pumpen in jedem Haus, wird über Photovoltaikanlagen auf deren Dächern produziert sowie über Reststrombezug abgedeckt.

Betreiber in Gutach-Bleibach sind die Stadtwerke Bühl, die auch als zukünftiger Betreiber in Fischerbach zur Verfügung stehen. „Wir sind von der Technologie überzeugt und sehen sie gerade vor dem Hintergrund des beschlossenen Kohleausstiegs als innovative Lösung für die Wärmeversorgung ganzer Quartiere“, betonten die beiden Geschäftsführer Reiner Liebich und Rüdiger Höche. Aufgrund des technischen, aber auch betriebswirtschaftlichen Know-hows der Stadtwerke Bühl sei die Übernahme der Betriebsführung und die damit verbundene Kompetenz-Bündelung sinnvoll. „Wir stehen diesbezüglich mit der Gemeinde, mit der Genossenschaft und der Wärme GmbH, aber natürlich auch den Bewohnerinnen und Bewohnern in der Sommermatte im engen Austausch“, erklärte Liebich. Schließlich gelte es, den Einsatz dieser innovativen Technologie weiter zu optimieren und nachhaltig zu sichern und damit einen Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende zu leisten.

Schwarzelühr-Sutter machte im Gespräch in Fischerbach deutlich, dass es künftig vermehrt Fördergelder für solche Niedertemperatur-Netze geben werde. Die Städte und Kommunen seien angehalten, im Wärmebereich alternative Lösungen zu entwickeln. Hierbei dürften sie nicht alleine gelassen werden. Die Bundesregierung setze hohe Erwartungen an CO2-freie Heizsysteme wie das Fischerbacher Niedrigtemperaturnetz, damit auch im Wärme-Sektor die vereinbarten CO2-Einsparungen erreicht werden können.

Doch wie funktioniert überhaupt das bi-direktionale Kalt-Wärme-Netz? Während klassische Wärmenetze heißes Wasser transportieren, werden hierbei die angeschlossenen Gebäude mit Niedrigtemperatur-Wasser beliefert. Der Vorteil: Wegen ihrer niedrigen Temperaturen verlieren sie auf dem Weg wenig Energie und können gegebenenfalls sogar noch welche aufnehmen – beispielsweise aus dem Erdreich. Das unisolierte Netz ist eine mit einem Wassergemisch gefüllte Ringleitung. Aus ihr entnehmen in den Häusern Wärmepumpen Energie, um die Gebäude zu wärmen oder zu kühlen. Die Ringleitung wiederum führt ihr Wasser durch den zentralen Eisspeicher, einen im Boden vergrabenen Wasserbehälter, der bis unter den Gefrierpunkt abgekühlt wird. Dem Speicher wird durch das Kreislaufwasser Wärme entzogen, sodass der Speicher schrittweise gefriert, wobei latente Wärmeenergie für das Netz freigesetzt wird. Dem in die Häuser gelieferten Wasser wird dort über Wärmepumpen Wärme entzogen. Mithilfe von über Photovoltaikanlagen erzeugtem Strom wird das Heiz- und Brauchwasser vor Ort auf die gewünschte Temperatur angehoben.

Unterstützung kommt auch von der Wissenschaft: Andrea Bühler, Technologietransfermanagerin des Netzwerks Baden-Württemberg, betonte, dass die Hochschule Karlsruhe die Weiterentwicklung des Fischerbach-Modells aktiv begleite. Unter anderem könne über Berechnungen die ideale Größe eines Eisspeichers festgelegt werden, um eine bestimmte Anzahl an Kunden mit Wärme in höchstmöglicher Effizienz zu versorgen.

 

 

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